Gasthäuser als literarische Schauplätze in der österreichischen Literatur

Ah, die österreichischen Gasthäuser! Für mi san die mehr als nur a Platz zum Essen und Trinken oder gar zum Übernachten. Seit i denken kann, faszinieren mi diese Orte, wo sich Himmel und Erd’ treffen, wo der Stammtisch no a Institution is und wo die Wände G’schichtn erzählen könnten. Es is ka Wunder, dass so vüle von unsere großen Schriftsteller, von Joseph Roth bis Arthur Schnitzler und sogar Elfriede Jelinek, immer wieder gern in die Wirtsstubn einkehrt san, um dort ihre Figuren leben, lieben und leiden zu lassen. Denn in an guaten Gasthaus, da steckt halt wirklich oft die Seel’ einer ganzen Region, so wie’s mei Großvater scho g’sagt hat, und des spürt ma a in de Gschichtn, die dort ihren Anfang nehmen.

Mehr als nur Mauern Die Wirtsstube als Bühne und Symbol

Wenn i an a klassisches österreichisches Gasthaus denk’, dann seh i ned nur an Tresen und Tische vor mir. Na, i siech a Bühne, a lebendige Bühne, auf der sich des ganze menschliche Drama abspielt. Hier treffen sich Jung und Alt, Arm und Reich, Einheimische und Zuag’raste. Am Stammtisch werd politisiert und philosophiert, beim Kartenspiel wird g’lacht und g’flucht, und manchmal, ja manchmal, entstehen da Freundschaften fürs Leben oder es bahnen sich leise Romanzen an, so wia ma’s etwa bei Arthur Schnitzler in ‘Liebelei’ miterlebt, wo a Vorstadt-Beisl zum Schauplatz für soziale und private Verstrickungen wird. Es is genau diese Mischung aus Alltäglichkeit und dem Potenzial für’s Außergewöhnliche, die das Gasthaus so anziehend für Literaten macht. Hier braucht’s oft gar ka aufwendige Dramaturgie, die G’schichtn entwickeln sich quasi von selbst, gespeist aus der puren Lebensfreud’, aber manchmal a aus tiefem Grant oder stiller Verzweiflung. Es is a Ort, wo das Leben pulsiert, unverstellt und echt – a Mikrokosmos der Gesellschaft.

A Gasthaus in an Roman oder einer Erzählung is aber selten nur der Ort, wo die Handlung halt stattfindet. Na, viel öfter is es a Raum voller Symbolik, aufgeladen mit Bedeutung. Die Atmosphäre – dieser oft beschworene ‘urige Charme’, die Gemütlichkeit, manchmal aber a die Enge, die Beklemmung oder die Anonymität – sagt oft mehr über die Figuren und ihre Verfassung aus als tausend Worte. Denken’s nur an die oft düsteren, fast klaustrophobischen Wirtshausszenen bei Thomas Bernhard, etwa in ‘Auslöschung’, wo das Gasthaus zum Sinnbild für die geistige Enge und die Unausweichlichkeit der Provinz wird. Der Stammtisch kann für soziale Ordnung stehen, aber a für Ausgrenzung. Das gemeinsame Essen und Trinken, die Rituale, die Gespräche mit der Wirtin oder dem Kellner – all des kann tiefere Einblicke in soziale Hierarchien, kulturelle Eigenheiten oder menschliche Abgründe gewähren. Bei Joseph Roth zum Beispiel wird in ‘Radetzkymarsch’ das Bahnhofsrestaurant oder das Offizierskasino zum Schauplatz des zerfallenden k.u.k. Reiches, a Ort des Transits und der verlorenen Illusionen. Das Gasthaus kann a Zufluchtsort sein, aber genauso gut a Ort der Konfrontation oder der Einsamkeit. Sogar die Speisekartn, oft voll mit traditionellen Gerichten, kann zum Symbol für Beständigkeit oder eben a für Stagnation werden.

Literarische Streifzüge Vom Landgasthaus ins Wiener Beisl

Am Land Zwischen Idylle und Härte

Die Vielfalt der österreichischen Gasthauskultur spiegelt sich natürlich a in der Literatur wider. Da gibt’s zum einen die Landgasthäuser, oft seit Generationen im Familienbesitz, eingebettet in die dörfliche Gemeinschaft. A wunderbares Buch, des diese Atmosphäre einfängt, is ‘Das Landgasthaus’ vom Czernin Verlag. Des is zwar ka Roman, aber es beschreibt herrlich, wia in solchen Häusern oft ‘wunderbares, modernes Essen in wunderbarer, altmodischer Umgebung’ zelebriert wird und, wia’s im Buch heißt, ‘Geschichten sich in den Stuben der wunderbaren Landgasthäuser ganz von allein entwickeln und keiner anderen Dramaturgie als der bloßen Lebensfreude folgen’. A schönes Beispiel dafür is des im Buch erwähnte ‘Gasthaus Zur Sonne’ in Tulln, besser bekannt als ‘Der Sodoma’, des zeigt, wia ma die ‘heimische Küche auf intelligente Weise schätzt und mit der Raffinesse der großen, weiten Welt weiterentwickelt’. Solche Orte san oft soziale Knotenpunkte. Aber die Literatur zeigt a die andere, härtere Seiten: Denken’s nur an Franz Innerhofer und seine schonungslosen Darstellungen in ‘Schöne Tage’, wo das Gasthaus zum Ort der Ausbeutung und der sozialen Kälte wird, weit weg von jeder Idylle. I kann mi erinnern, wie i selbst oft nach langen Fahrten durchs Land in so an Wirtshaus gelandet bin, hungrig und müd’, und mit einer Herzlichkeit empfangen wurd’, die ma sofort das Gefühl von ‘Dahamsein’ vermittelt hat – a Gefühl, des in der Literatur aber a oft als trügerisch entlarvt wird.

In der Stadt Wiener Charme und Grant

Auf der anderen Seit’ hab’ ma die traditionellen Wiener Gasthäuser und Beisln, die mit ihrem ganz eigenen, oft a bissl morbiden Charme locken. Orte wie des ‘Alt-Wien’, die ‘Gastwirtschaft Blauensteiner’ oder der ‘Schwarze Rabe’ in Ottakring, die für ihr ‘uriges Flair’, oft als Familienbetrieb g’führt, und ihre Verwurzelung im Grätzel bekannt san, atmen den Geist der Metropole. Sie san Zeugen der Stadtgeschichte, manchmal sogar, wie ‘Das Prost’, als ‘Haus mit Geschichte und Gschichtln’ bezeichnet. In ihren oft dunkleren, gemütlichen Stuben mit der klassischen Wirtshaus-Einrichtung, wie ma’s etwa im ‘Gasthaus Ubl’ findet, spielt sich das Wiener Leben ab – a bissl grantig vielleicht, aber immer mit Herz. Für Schriftsteller wie Arthur Schnitzler war des Kaffeehaus oder eben des Beisl der ideale Ort, um die feinen psychologischen Nuancen seiner Figuren zu beobachten und die gesellschaftlichen Spannungen der Jahrhundertwende einzufangen. Aber a spätere Autoren nutzen diese Kulisse, um das spezielle Wiener Lebensgefühl, die Melancholie und die sozialen Dynamiken der Großstadt zu beleuchten.

Wenn Mauern erzählen könnten Das Erbe der Gastlichkeit in Worten festgehalten

Wenn i heut’ durch Österreich reis’ und in an alten Gasthof einkehr’, dann denk i oft an die vielen G’schichtn, die sich hier wohl schon abgespielt haben – und an die, die von unseren Schriftstellern verewigt wurden. Von Roths Grenzgängern im zerfallenden Reich über Schnitzlers Großstadtneurotikern in ihren Beisln bis zu Bernhards Grantlern in der Provinz und Innerhofers Knechten am Land – sie alle haben im Gasthaus a Bühne gfunden. Diese literarischen Gasthäuser san mehr als nur fiktive Orte. Sie san a Teil unseres kulturellen Gedächtnisses. Sie bewahren die Erinnerung an eine bestimmte Art zu leben, zu genießen und miteinander umzugehen, sei’s im Guten oder im Schlechten. Sie zeigen uns eindrücklich, dass Gasthäuser soziale Schmelztiegel san, Orte der Begegnung und des Austauschs, oft aber a der Konflikte und der Einsamkeit – Mikrokosmen eben, die für den Zusammenhalt, aber a für die Spannungen einer Gemeinschaft stehen. Die Literatur hilft uns dabei, die vielschichtige Seel’ dieser wichtigen Orte zu verstehen und zu würdigen. Und vielleicht, ja vielleicht inspirieren uns diese G’schichtn a dazu, wieder öfter mal in an echten, authentischen Gasthaus einzukehren, ned nur um den Magen zu füllen, sondern a um a bissl was von dieser besonderen Atmosphäre aufzusaugen, in der eben die besten G’schichtn oft ganz von allein entstehen.